Interkulturalität

Stephan Herold


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Interkulturalität

Interkulturalität ist eines der wichtigsten Themen im heutigen Zeitalter der Globalisierung. Die modernen Gesellschaften zeichnen sich besonders dadurch aus, dass immer mehr Angehörige verschiedender Kulturen auf engem Raum zusammenleben. Doch entstehen daraus auch Konflikte und Probleme, mit denen sich sogar die nationale und die internationale Politik mehr und mehr befasst.


Unter der Interkulturalität ist die Gesamtheit der Kommunikation und der Interaktion zwischen verschiedenen Kulturen zu verstehen. Als Kultur bezeichnet man dabei die Lebensform in gemeinsamer Überlieferung fundierter Gemeinschaften in einer gegebenen Zeit und innerhalb eines Raums.



Die Mehrzahl, aber insbesondere die 'modernen' Kulturen, sind multikulturelle Gesellschaften und Gemeinschaften, die gerade ausgeprägte interkulturelle Differenzen aufweisen. Daher ist es gerade heutzutage, in einer globalisierten Welt, aber auch in  einer Welt, die von Migration (Immigration und Emigration) lebt, umso wichtiger, dass man  selbst bereits interkulturelle Kompetenz(en) erworben hat und somit auch zu einer interkulturellen Kommunikation fähig ist. Dazu ist nicht ein Studium der "interkulturellen Wirtschaftskommunikation" nötig, sondern - so banal es klingen mag - der aktive und faktische Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen. Ein Austausch findet nur durch direkte Kommunikation statt, sei es durch eMails, Mailchat, Skype oder vor allem das klassische Gespräch zwischen zwei (oder mehreren) Menschen.


Eine gewisse Beschäftigung mit Interkulturalität ist daher aus unserer  Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Verdeutlichen kann dies ein simples Beispiel, dessen Konsequenzen weitreichender waren, als man zunächst annehmen könnte. Ein westlicher Hersteller von Waschmittel sendet einen Werbespot bzw. druckt eine Grafik in Zeitungen im arabischen Raum ab: links die dreckige Wäsche, in der Mitte das Waschmittel, rechts die saubere Wäsche. Für uns Europäer ist hier zunächst kein Problem zu erkennen.

 Doch vergessen wir dabei, dass nicht alle Teile der Welt (und das ist kein geringer) nicht von links nach rechts, sondern gerade andersherum liest.  Für einen Menschen aus dem muslimisch-arabischen Raum bedeutet diese Werbung als folgendes: erst habe ich saubere Wäsche, dann kommt das Waschmittel und als Ergebnis habe ich dreckige Wäsche. Dieses Produkt wird in der Region also kein Mensch kaufen und dem Waschmittelunternehmen entstehen unnötige Kosten. Eine, wenngleich auch geringe, interkulturelle Aufmerksamkeit hätte das Unternehmen vor einer großen Peinlichkeit und seine Investoren vor großen Verlusten bewahrt.



Zu größeren Verlusten, nämlich um den des eigenen Lebens, kann es führen, wenn ein Bundeswehrsoldat einem Afghanen den erhobenen Daumen für 'o.k.' zeigt, dieser aber ein solches Zeichen als Beleidigung auffassen muss, wie es beispielsweise in Afghanistan üblich ist. Die Folge kann durchaus sein, dass der unbewusst Beleidigte oder einer seine Gefolgsleute nun das Feuer auf den Soldaten eröffnen, der letztlich nur etwas Positives signalisieren wollte


Andere, durch sehr geringe Missverständnisse ausgelöste Probleme können sich im Alltagsleben selbst in Deutschland dann bspw. ergeben, wenn Kopfnicken als "Nein" und Kopfschütteln als "Ja" verstanden werden. Dies ist nicht nur in  viele Teilen Indiens der Fall, sondern sogar in der Europäischen Union, allen voran in Bulgarien.



Daher sollte es das Interesse jedes aufgeschlossenen und gebildeten Menschen sein, nicht nur davon auszugehen, was die "deutsche Leitkultur"  (u.a. Friedrich Merz; oder sog. 'besorgte Bürger' zur Wahrung des "Abendlandes" bei AfD und Pegida) ist oder verlangt, sondern vielmehr,  wie man gegenüber Personen aus einem anderen Kulturkreis würdevoll auftritt und diese behandelt, ohne dabei aber auch seine eigene Herkunft und Kultur komplett zu negieren.

Zudem ist ein jeder imstande gerade durch Auslandsaufenthalte und Kontakt zu Personen aus anderen Erdregionen andere Kulturen kennen zu lernen, um damit auch seine eigene  kulturelle Identität, Erziehung, regionale Prägung und Gewohnheiten zu erkennen und somit auch kritisch zu hinterfragen.





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